Mitglieder 03.12.2020

Mitglied smart-collectors: Fünf Fragen an CEO & Founder Christian H. Rother

„Wiesbaden könnte das Bel Air der Rhein-Main-Region sein“

Corona, Krise, Kunst: Wie das zusammenhängt und zusammengeht, wollten wir von Christian H. Rother wissen. 2017 hat er sein Unternehmen gegründet, seit 2019 gehört das ArtTech-Startup zur Wirtschaftsinitiative. Mit einer digitalen Miet-Kauf-Plattform schließt smart-collectors eine Lücke im Kunstbetrieb und trifft gerade unter Pandemie-Bedingungen den Nerv der Zeit. „Seine" Künstler unterstützt das Unternehmen in Zeiten von Ausstellungs- und Messeabsagen mit besonderen Maßnahmen. „Seiner" Stadt Wiesbaden und der Metropolregion FrankfurtRheinMain ist und bleibt der CEO & Founder eng verbunden – auch wenn er findet, dass die hessische Landeshauptstadt noch „etwas cooler" werden könnte.

Herr Rother, wie schlägt sich das Geschäftsmodell von smart-collectors in dieser herausfordernden Zeit?

Die Krise hat uns vom operativen Geschäft her eigentlich nicht sonderlich getroffen. Wir arbeiten ohnehin digital und so ist der Wechsel ins Homeoffice schnell und relativ reibungslos gelungen. Die Bilder werden bei uns online gemietet oder gekauft, kontaktlos mit Hilfe von Kurierdiensten oder manchmal auch persönlich bei den Künstlern im Atelier abgeholt und anschließend zum Kunden gebracht. Daher mussten wir uns in Zeiten des Lockdowns hier nicht groß umstellen.

Wie beeinflussen Homeoffice, wirtschaftliche Unsicherheit und Digitalisierungsschub das Kundenverhalten?

Erfreulich für uns war in der Tat, dass wir seit März deutlich mehr Online-Aktivität bei unseren Kunden feststellen konnten. Besonders die mobile Nutzung hat um 250 Prozent zugelegt.

Den Digitalisierungsschub haben wir schon vor Corona voll mitgenommen. Da wir ein E-Commerce-Unternehmen sind, haben wir in den letzten Monaten einige Angebote für Förderhilfen erhalten. Allerdings sind die Registrierungsprozesse recht langwierig, zeitaufwendig und unsicher. Wir agieren da eher von Tag zu Tag. Denn: Was bringen uns beantragte „Luftschlösser", die man erst bauen darf, wenn eine Zusage kommt, die vielleicht Anfang 2021 zu erwarten ist?

Wie geht es der Kunstszene – und wie „Ihren" Künstlern?

Unsere Künstler waren vom Lockdown schon sehr geschockt, viele waren sehr enttäuscht, weil Ausstellungen und Messeauftritte abgesagt wurden. Daher haben wir im März und April auch die mentale Unterstützung unserer Künstler in den Fokus genommen und versucht, einen Ausgleich zu schaffen – zum Beispiel, indem wir Sonderaktionen wie eine „Stille Auktion" angeboten oder vermehrt Online-Werbung auf Instagram und Facebook gemacht haben. Die Kunst- und Kulturbranche ist schon recht beeinträchtigt durch die Krise. Wir sind jedoch sehr positiv gestimmt, dass wir mit unserem Angebot zur richtigen Zeit am Start sind und die Branche bereichern können.

Ist Kunst eine gute Investition?

Kunst war und ist eine sehr gute Investition und wird es immer bleiben. Dieser alternative Sachwert ist grundsätzlich genial, denn zum einen weckt er Emotionen, hat einen ästhetischen Mehrwert, stiftet die eigene Kreativität an, ist sehr geduldig und simpel in der Instandhaltung und immer eine Investition in die Kulturförderung. Und: Es kann eben durchaus immer wieder eine monetär vorteilhafte mittel- bis langfristige Investition daraus werden.

Wo wollen Sie mit Ihrem Unternehmen perspektivisch hin und wie sehen die nächsten Entwicklungsschritte aus?

Wir bleiben auf jeden Fall weiterhin in Wiesbaden, da ich auch Teilhaber der Galerie Rother Winter geworden bin und dort neben smart-collectors den herkömmlichen Galeriebetrieb mit meiner Mutter weiterführe. Von hier aus möchte ich mit meinem smart-collectors Team meine innovativen Ideen für den Kunstbetrieb der Zukunft realisieren. Allerdings durchdenken wir auch Expansionen mit weiteren Standbeinen wie zum Beispiel in Berlin, da dort einfach mehr im Kultursektor los ist. Es wäre jedoch toll, wenn wir in Wiesbaden die Kunstszene etwas „beleben" könnten: Früher war Wiesbaden eine Stadt, die mit heißen Quellen, der Spielbank und ihrem kulturellen Angebot internationales Publikum magnetisch anzog. Wenn wir hier eine Melange aus goldenen Zeiten und spannender Moderne schaffen und etwas cooler werden, dann könnte Wiesbaden das Bel Air der Rhein-Main-Region – an die wir ganz fest glauben – sein und neben der Museen-Landschaft in Frankfurt attraktive Kultur bieten.

Vielen Dank!

Zur Person

Nach einem abgeschlossenen Studium in Business Administration und einigen Jahren Berufserfahrung in der Hotellerie, wo er im Vertrieb einer großen Hotelmarke tätig war, gründete Christian H. Rother 2017 sein eigenes Unternehmen smart-collectors GmbH. Damit füllte er eine Lücke im Kunstbetrieb: die Möglichkeit, Kunst ohne Risiko über eine rein digitale Kunstplattform zu mieten. Seit Oktober 2019 führt Christian Rother zusammen mit seiner Mutter Christine Rother zusätzlich die Galerie Rother Winter in Wiesbaden.

Fotos © smart-collectors GmbH

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