Mitglieder 17.02.2021

Neumitglied Neumann&Müller: Welcome-Interview mit Steffen Wollbeck

„Das Digitale wird auf jeden Fall bleiben“

Live vor Ort, hybrid, voll digital? Egal! Neumann&Müller Veranstaltungstechnik (N&M) begleitet Unternehmen durch alle technischen Herausforderungen von Corporate Events und hält dabei auch schon mal die Hand, wenn es spannend wird. Gelegenheiten dazu gab es durch die Pandemie viele. Seit kurzem sind die Experten für anspruchsvolle Veranstaltungs- und Medientechnik in der Wirtschaftsinitiative dabei. Steffen Wollbeck, Bereichsleitung Event Rhein-Main, stellt sein Unternehmen vor und berichtet, wie N&M den Corona-bedingten Wandel in der Event-Branche gestaltet, warum der Mensch hier der entscheidende Faktor ist und welche positiven Erwartungen er für den Veranstaltungsstandort FrankfurtRheinMain hat. Welcome!

Im „Elevator" oder anderswo: Wie stellen Sie N&M kurz und knackig vor? Was sollte man über das Unternehmen wissen?

Seit 40 Jahren vertrauen unsere Kunden uns die technische Planung und Durchführung ihrer Events an. Internationale Konzerne, mittelständische Unternehmen und Agenturen setzen auf N&M, wenn es um Veranstaltungstechnik auf Top-Level geht – in Deutschland, Europa oder weltweit. Wichtig ist: Wir sind ein Medientechnik-Full-Service-Provider mit hohem Qualitätsanspruch, kein Equipment-Vermieter. Unter Medientechnik verstehen wir die komplette Palette: Beratung und Lösungsfindung, Planung und Organisation, Konzeption und Mediengestaltung, Produktion, Realisation und System-Integration. Der Schwerpunkt unserer Ausrichtung liegt dabei ganz klar auf Corporate Events. Wir sind im B2B-Business zu Hause und kümmern uns hier um Veranstaltungen, Führungskräftetagungen, Hauptversammlungen, Präsentationen, Pressekonferenzen und vieles mehr.

Eine unserer Stärken: Wir haben 18 Standorte in Deutschland, auch in Osteuropa und Dubai sind wir präsent. Zusätzlich gehören wir zur internationalen AV Alliance. So können wir auf ein enormes Business-Netzwerk zurückgreifen. Nach über 20 Jahren in der Firma beeindruckt es mich immer wieder, welches riesige Wissen man in den Teams und bei den Kollegen findet. Unsere Standorte sind lokal verwurzelt und identifizieren sich mit ihrer Region, das ist auch für uns in FrankfurtRheinMain ganz wichtig. N&M beschäftigt übrigens rund 800 Mitarbeiter, hier in der Region 50 bis 60 an drei Standorten.

Was uns ebenfalls auszeichnet, ist unser sehr breites Angebot: Audio, Lighting, Video, Conferencing, Staging, Rigging, Event-IT, Content Production & Digital Media – können wir. Wir bringen unsere Expertise zum Beispiel als Service-Partner von großen Messen ein, an der Messe Frankfurt haben wir sogar ein eigenes Team sitzen. Genauso helfen wir im Bereich Digital Media, Content Production, 3D-Mapping, Augmented Reality, Extended Reality weiter. Dieses Feld ist natürlich stark im Kommen und beschäftigt uns viel. Es geht aktuell eben nicht nur um den Wandel von analog zu digital, sondern auch um die Transformation in virtuelle Welten.

Und wo liegt der USP? Was machen Sie anders als andere?

Ich würde es so auf den Punkt bringen: Technik können viele. Aber wir machen Live-Kommunikation aus Leidenschaft. Das Besondere sind die Menschen, die in dieser Firma unterwegs sind. Wir haben sehr wenig Fluktuation. Viele Mitarbeiter sind schon ganz lange bei N&M tätig und pflegen tiefe Kundenbeziehungen. Diese lokal starke Verankerung in Kombination mit dem großem Netzwerk und unheimlich viel Know-how: Das kann aus meiner Sicht kein Wettbewerber so bieten wie wir.

Die Veranstaltungsbranche wurde durch die Corona-Pandemie schwer gebeutelt. Vieles lebte bislang von der Präsenz. Jetzt ist alles digital, hybrid. Wie kommt N&M durch diese Zeit?

Grundsätzlich kann man sagen: Was Digitalisierungsthemen anbelangt, war 2020 für uns ein Riesen-Schub. Wie für nahezu jedes Unternehmen da draußen. Bei uns ging es aber gar nicht so sehr um die Neuerfindung von Business oder Technologien. Wir haben vor allem bestehende Themen und Ideen konsequent weiterentwickelt und optimiert: mobiles Arbeiten, kollaborative Zusammenarbeit, digitale Plattformen, Streaming, digitale Interaktion. Wir haben als Unternehmen nicht den Kopf in den Sand gesteckt, sondern den Weg nach vorne gesucht. Unsere jahrzehntelange Erfahrung im Corporate Business hat uns in diesem schwierigen Jahr enorm geholfen, die Kommunikationsbedürfnisse von Unternehmen zu verstehen und für sie erfolgreich an Lösungen zu arbeiten. Wir haben sehr viel mit Kunden gesprochen und 2020 tatsächlich auch als Chance begriffen. Das hat auf der menschlichen Ebene ein Menge Energie freigesetzt. Unser Vorwärtsgang wurde von der Kundenseite mit vielen tollen Projekten belohnt.

Wichtig ist noch zu erwähnen: Das Instrument Kurzarbeit hat uns hervorragend durch diese Zeit gebracht. Wenn man weltweit in die Branche schaut, erkennt man sehr schnell, welche „scharfe Waffe" wir hier zur Verfügung haben. Dafür sind wir sehr dankbar. Ich denke, wir werden in Deutschland insgesamt einigermaßen gut durch die Krise kommen.

Sie haben Ende letzten Jahres die erste virtuelle Mitgliederversammlung der Wirtschaftsinitiative technisch begleitetet und dafür gesorgt, dass alles hervorragend geklappt hat. Wo liegen aus Ihrer Perspektive die größten (technischen) Herausforderungen bei digitalen Veranstaltungen?

Ja, vielen Dank. Es hat Spaß gemacht, dieses Netzwerk in Aktion zu erleben und uns motiviert, selbst Teil davon zu werden. Egal, ob es sich um eine kleine Zoom-Konferenz oder einen großen Digital-Kongress handelt: Unser Anspruch ist es immer, qualitativ das Beste herauszuholen. Die Herausforderungen ähneln sich interessanterweise. Es beginnt mit einem vernünftigen Internetanschluss in der Location. Die digitale Infrastruktur lässt in Deutschland leider noch immer zu wünschen übrig. Da gibt es echten Nachholbedarf. Der zweite Punkt, der Probleme machen kann: falsche Vorstellungen der Kunden. Wir haben 2020 oft erlebt, dass Kunden großartige Ideen hatten, aber den dahinterstehenden Aufwand ganz anders eingeschätzt haben. Das erforderte einen enormen Beratungsaufwand, den wir selbstverständlich gerne geleistet haben. Wenn unsere Kunden ihr Projekt sowohl budgetär als auch qualitativ sauber einordnen und am Schluss sind alle begeistert – dann haben wir alles richtig gemacht! Eines lässt sich dabei definitiv festhalten: 2020 war die größte Herausforderung der Mensch, nicht die Technologie.

Nach den zahlreichen digitalen Veranstaltungen rücken jetzt so langsam Hybrid-Formate in den Fokus. Das Impfgeschehen wird ja hoffentlich wieder Präsenzelemente in irgendeiner Form ermöglichen. Die Frage ist also: Was wird vom Digitalen bleiben? Aus meiner Sicht eine ganze Menge. Gerade, was die Interaktion und Partizipation, die Nachhaltigkeit, auch die Reichweite angeht. Ein Beispiel: Wir haben die Mitgliederversammlung eines Berufsverbandes betreut, die früher vor Ort 70 Teilnehmer zählte. Diesmal waren über mehrere Stunden 4.000 Teilnehmer am Start, es gab über 600 Wortmeldungen und Eingaben. Ein Wahnsinns-Traffic. Deshalb bin ich der Meinung: Das digitale Attachment wird auf jeden Fall bleiben. Und wir haben die richtigen Ideen, um es weiterzuentwickeln.

Welches war das spannendste Projekt, das Sie 2020 erlebt haben?

Für unser Unternehmen war der virtuelle Digitalgipfel des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie sicher ein großes Highlight. Die komplette technischen Realisierung lag hier bei uns. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier begrüßte die über 7.000 Teilnehmer, Bundeskanzlerin und Schirmherrin Angela Merkel wurde für einen Exponate-Rundgang durch eine virtuelle Ausstellung zugeschaltet. Per Extended Reality-Technologie konnten die Teilnehmer in drei von uns programmierte, virtuelle Studios eintauchen. Mit Q&A-Sessions, Votings und der Visualisierung von Publikumsmeinungen als Wordcloud haben wir zudem für eine Reihe von interaktiven Elementen gesorgt. Über 100 externe Talk-Teilnehmer und Referenten holten wir über das Webex-Konferenzsystem ins Streaming. Dazu kamen noch ein Redundanzkonzept, Hostings und mehr. Von vorne bis hinten hochgradig spannend.

Persönlich muss ich sagen: Ich kann eigentlich kein Event aus dem letzten Jahr herausgreifen. Ich erinnere mich am liebsten an die vielen glücklichen Gesichter, die ich nach erfolgreicher Digital-Premiere erleben durfte – vom Vorstand bis zur Fachseite. Das ist das Suchtpotenzial für meinen Job.

Ein tolles Großprojekt, das durch die Pandemie verschoben wurde, aber noch kommen wird, ist sicherlich die EXPO in Dubai. Wir setzen diverse Pavillons technisch um. Hier ist ja auch ein weiteres Mitglied der Wirtschaftsinitiative stark involviert: VOSS + FISCHER gestaltet das Kulturprogramm des deutschen Pavillons.

Wie wird es mit dem Messe- und Event-Standort FrankfurtRheinMain weitergehen?

Wir sind grundsätzlich davon überzeugt: An solch einem starken, traditionellen Veranstaltungsstandort wie Frankfurt werden Messen nach wie vor ein wichtiger Bestandteil sein. Auch im Präsenzbereich werden sie wieder erstarken. Dieses Geschäft wird hier nicht wegfallen – wir glauben nicht, dass Corona solch eine disruptive Veränderung auslösen wird. Was wir aber bemerken: Wir müssen uns auf andere Zielgruppen konzentrieren. Es geht immer weniger um B2B-Messen und immer mehr um Consumer-Messen.

Ich glaube zudem, dass Frankfurt künftig viel stärker internationale Kulturveranstaltungen in der Stadt haben wird, was ich als Mensch, der in der Musik sehr verwurzelt ist, sehr begrüßen würde. Womöglich kommt die Frankfurt Fashion Week im Sommer 2021 noch etwas zu früh. Wir müssen wohl weiter Geduld mitbringen, Corona wir hier einiges nach hinten verschieben. Aber fest steht: Frankfurt ist ein optimales internationales Drehkreuz. Ich denke, dass wir stark aus der Krise herausgehen werden, auch im Veranstaltungsbereich.

Kaum dabei sind Sie direkt aktiv: Gemeinsam mit der Wirtschaftsinitiative und den Mitgliedern Jazzunique und Convent arbeiten Sie daran, ein neues digitales Veranstaltungsformat für die Region auf die Beine zu stellen. Welche Benefits erwarten Sie als Neumitglied von Ihrem Engagement in unserem Kreis?

Das ist ganz klar: Netzwerken! Wir wollen mit möglichst vielen Unternehmen ins Gespräch kommen, um ihre aktuellen Probleme und Herausforderungen aufzunehmen und noch bessere Lösungen entwickeln zu können. Einige der Wirtschaftsinitiative-Mitglieder gehören ja bereits seit vielen Jahren zu unserem Kundenstamm. Also: Mittendrin statt nur dabei. Das passt auch auf FrankfurtRheinMain unheimlich gut. Wir sind hier mitten in Deutschland, mitten im Leben, mitten in einer geballten Wirtschaftsregion. Die Wirtschaftsinitiative ist ein sehr diverses Netzwerk, das dies abbildet – von Banken über Industrieunternehmen bis hin zu Dienstleistern und Startups ist alles vertreten.

Vielen Dank!

Zur Person

Steffen Wollbeck ist seit Anfang 2020 verantwortlich für den Bereich Event Rhein-Main bei Neumann&Müller Veranstaltungstechnik. Nach kaufmännischer und technischer Ausbildung organisiert er als Projektleiter seit Mitte 2000 für N&M vor allem Corporate Events: Das sind unter anderem Führungskräfte-Meetings, Hauptversammlungen, Präsentationen und Tagungen. Verbindlich und immer nah dran an den Menschen um ihn herum, das ist sein persönliches Credo. Beim Mountainbiking und Klettern powert er sich aus und findet die nötige Erholung daheim in Hochheim am Main – mit der Familie, bei Musik und Wein zum guten Essen.

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