Mitglieder 29.11.2022

FRM GmbH: Fünf Fragen an Geschäftsführer Eric Menges

„Seit 2005 haben sich 1.200 internationale Unternehmen in FrankfurtRheinMain angesiedelt“

Wie die Zusammenarbeit in der Metropolregion funktionieren kann, das zeigt die FrankfurtRheinMain GmbH – International Marketing of the Region. Sie kümmert sich über Landes- und Kommunalgrenzen hinweg um die internationale Vermarktung des Wirtschaftsstandorts FrankfurtRheinMain und berät Unternehmen bei der Ansiedlung – von der ersten Stunde an unterstützt durch die Wirtschaftsinitiative. „Die Bilanz kann sich sehen lassen", sagt Geschäftsführer Eric Menges. Im Interview erzählt er, was seine Organisation genau tut, womit die Region im Ausland punktet, welche Rolle dabei etwa ein koreanischer Friseur spielt und was FrankfurtRheinMain dringend braucht: mehr zweisprachige Beschilderungen.

Herr Menges, welche Aufgaben hat die FRM GmbH genau, wer steht dahinter?

Die FRM GmbH ist im Auftrag von Städten, Landkreisen und Verbänden aktiv, um ausländische Unternehmen für eine Ansiedlung in FrankfurtRheinMain zu gewinnen und bei ihren ersten Schritten zu einer erfolgreichen Niederlassung in der Region zu unterstützen. 2005 starteten wir mit 22 Gesellschaftern – die Wirtschaftsinitiative gehörte zu den Beteiligten. Aktuell haben wir 34 Gesellschafter, Tendenz noch immer steigend. Wir sind – und das ist deutschlandweit einzigartig – länderübergreifend für große Teile von Hessen, Bayern und Rheinland-Pfalz tätig.

Unser Team besteht aus international erfahrenen Spezialisten, die wissen, was ihre Kunden benötigen. Vom Startup bis zum internationalen Konzern ist alles dabei. Der Service reicht von der Unterstützung bei der Beantragung von Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigungen über Kontakte in Branchennetzwerke zu international erfahrenen Rechts- und Steuerexperten bis hin zur Suche nach Gewerbe- und Büroimmobilien in der gesamten Region. Wir sind aber keine Immobilienmakler. Bittet uns eine Firma um Unterstützung bei der Suche nach einer geeigneten Immobilie, fragen wir bei unseren Gesellschaftern in der gesamten Metropolregion nach. Liegen uns dann passende Angebote vor, koordinieren wir die Besichtigungstermine für unsere Kunden.

Wie haben Sie und Ihr Team die vergangenen Corona-Jahre erlebt?

Da ging es uns wie den meisten Unternehmen auch: Unser gesamtes geschäftliches Leben stand von einem Tag auf den anderen vermeintlich still. Messen wurden abgesagt, Präsenzveranstaltungen und persönliche Begegnungen waren nicht möglich. Innerhalb kürzester Zeit mussten wir eine IT-Infrastruktur schaffen, die es uns erlaubte, komplett aus dem Homeoffice heraus arbeiten zu können. Diese Struktur sorgt heute dafür, dass die Vernetzung mit unseren Kunden und unseren Büros und Repräsentanten in China, Indien, Großbritannien, den USA, Japan und Taiwan so eng wie noch nie ist. Für einige unserer Kernländer gelten derzeit leider noch immer Einreisebeschränkungen, aber es hat sich in den vergangenen zwei Jahren als großer Vorteil herausgestellt, dass wir in unseren Kernländern mit eigenen Büros oder Repräsentanten vertreten sind. So sind wir für unsere Kunden vor Ort präsent, den Kontakt zu den Unternehmen halten die Mitarbeiter vor Ort. Alle vom Kunden gewünschten Information erreichen ihn durch einen engen und intensiven Austausch mit der Frankfurter Zentrale deutlich schneller.
Anfangs waren wir unsicher, wie gravierend sich die Pandemie auf unsere Arbeit auswirkt. Wir haben allerdings sehr schnell festgestellt, dass das Interesse internationaler Firmen an FrankfurtRheinMain anhält. Es fielen zwar zunächst weniger Standortentscheidungen, dafür konnten zahlreiche Ansiedlungsprojekte aktiv vorangetrieben werden. Internationale Entscheider sind in Zeiten von Homeoffice oft deutlich einfacher erreichbar.

Trotz aller Schwierigkeiten und Herausforderungen ist Frankfurt RheinMain hervorragend aufgestellt und wird auch in Zukunft zu den wirtschaftlich leistungsfähigsten und attraktivsten Regionen Europas gehören.

Wie sieht die aktuelle Ansiedlungsbilanz aus und welche Highlights können Sie vermelden?

Unsere Bilanz kann sich sehen lassen: Seit 2005 haben sich rund 1.200 internationale Unternehmen in FrankfurtRheinMain angesiedelt. Etwa die Häfte davon haben wir aktiv unterstützt. Unsere Länder-Teams begleiteten über die Jahre Unternehmen wie LG, NexenTire, Kingfa, Great Wall Motors, Velodyne LiDAR, die Bank of Taiwan, Chery, Tencent, China Mobile, JD.com, die Vitaprotec Group, Vilebrequin, SantéVet SARL, Plexus, American Axle & Manufacturing (AAM), Wipro Technologies, die ICICI Bank oder Showa – um nur einige zu nennen.

Ganz wichtig während des Ansiedlungsprozesses ist die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Partnern vor Ort – Wirtschaftsförderungen, Behörden und Industrie- und Handelskammern etwa. Nur wenn Beratung und Unterstützung eines Kunden Hand in Hand gehen, kann aus einer Ansiedlung eine echte Erfolgsgeschichte werden.

Was schätzen Unternehmen aus der ganzen Welt am Standort Frankfurt RheinMain, wo müssen wir im Wettbewerb noch nachlegen?

Ganz klar: Die Internationalität ist unser Trumpf! Frankfurt hat ja eine lange Tradition als Messestadt. FrankfurtRheinMain ist ein „Melting Pot", eine Region, deren Wohlstand auch aus dem Zusammenleben verschiedener Kulturen entstanden ist. Menschen aus aller Welt fassen bei uns relativ schnell Fuß – auch aufgrund der relativ hohen englischen Sprachkompetenz in der Region. Ich gebe mal ein ganz konkretes Beispiel: Seit Jahren ist unsere Region europäischer Standort Nummer eins für die koreanische Business-Community. Zu dieser Entwicklung hat sicherlich beigetragen, dass hier bereits koreanische Unternehmen angesiedelt waren. Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Faktor ist die Dichte an koreanischen Ärzten, Heilpraktikern, Anwälten, Schulen, Friseuren, Kosmetikstudios, Restaurants, Hotels und Karaoke-Bars. All das zusammengenommen gibt den rund 7.500 hier lebenden Koreanern ein Gefühl von Heimat. Und dieses Beispiel lässt sich genauso auch auf die indische, die japanische und die chinesische Community übertragen. Vorhandende Netzwerke, internationale Schulen, Anwälte und Steuerberater, die die eigene Sprache sprechen, erleichtern den Start ungemein.

Ein weiterer Pluspunkt ist die viel zitierte zentrale Lage unserer Region. Wir sind mitten in Deutschland, mitten in Europa und über unseren Flughafen perfekt mit der ganzen Welt verbunden. Von hier aus erreichen Unternehmer ihre Geschäftspartner und Produktionsstätten sowohl in Europa als auch weltweit und sind eng und effizient mit ihren Heimatländern verbunden.

Auch der Zugang zu qualifiziertem internationalem Personal ist ein nicht zu unterschätzender Standortfaktor. In FrankfurtRheinMain gibt es etwa 250.000 Studentinnen und Studenten – viele davon werden in englischsprachigen Programmen ausgebildet.

Jede Menge Luft nach oben gibt es ganz klar bei der zweisprachigen Beschilderung im öffentlichen Raum! Ich habe schon ausländische Besucher gesehen, die versucht haben, an einer E-Ladesäule ein Parkticket zu ziehen. Da würden Angaben in Englisch schon enorm helfen.

Wie sollte die Zusammenarbeit in der Metropolregion Frankfurt RheinMain aussehen?

Ein regelmäßiger Austausch zwischen Vertretern von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft ist sicherlich einer der wesentlichen Punkte. Und nicht zu vergessen: Ein einheitlicher Auftritt nach außen, der klar vereinbarten Handlungsoptionen folgt, und einfach die Erkenntnis, dass wir im internationalen Wettbewerb nur gemeinsam als Region bestehen können. Insgesamt müssen wir unsere Kompetenzen in den wichtigsten Zukunftsthemen – von Nachhaltigkeit und Impact bis Künstliche Intelligenz und Cybersicherheit – noch besser profilieren sowie unser wachsendes Startup-Ökosystem stärken.

Und: Bei der Digitalisierung könnten wir besser aufgestellt sein. Allerdings ist das Bewusstsein in der Region dafür auch da. Darmstadt macht als Modellstadt für das Smart City Project vor, wo die Reise hingeht. Ein höherer Grad an Digitalisierung ist auch aus Gründen der Nachhaltigkeit wünschenswert. Viele Prozesse lassen sich so ressourcenschonend planen und gestalten. Unsere Region bringt die besten Voraussetzungen für diesen Weg mit. Wir sind Hochburg der Datencenter und haben mit dem DE-CIX einen der größten Internetknoten weltweit – gemessen am Datendurchsatz.

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Zur Person:

Eric Menges ist gebürtiger Frankfurter. Er studierte an der Johann Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt Betriebswirtschaft. Mehrere Jahre leitete er das Investorenmarketing des australischen Bundestaates Victoria in Europa. Stationen waren Sydney, Paris, London und Frankfurt. Seit 2013 ist er Geschäftsführer der FRM GmbH und vermarktet die Region mit einem Team von 30 Mitarbeitern und fünf Auslandsbüros bei potenziellen Investoren weltweit. Eric Menges ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er ist begeisterter Surfer, Skater und Snowboarder. Seit seiner Jugend spielt er Schlagzeug in einer Band.

Foto © FrankfurtRheinMain GmbH

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