Mitglieder 08.03.2022

Neumitglied Süwag: Welcome-Interview mit Dr. Markus Coenen und Mike Schuler

„Wir wollen die Zukunft gestalten und Lebensqualität in die Region liefern“

Grüner, kommunaler, digitaler – das hat sich die Süwag Energie AG auf die Fahne geschrieben. Der regionale Energiedienstleister betreibt Strom- und Gasnetze, vertreibt Energieangebote und -lösungen und erzeugt Energie mit Grün-Faktor in Wasserkraftwerken, Windparks, Quartierkraftwerken und mehr. Die Vorstandsmitglieder Dr. Markus Coenen und Mike Schuler machen mit uns einen Ausflug in die komplexe Welt der Energiewirtschaft, erläutern, was FrankfurtRheinMain für sie bedeutet und was es braucht, damit die Energiewende gelingen kann. Und sie beantworten die Frage: Wer ist eigentlich „Frank-e"?

Herzlich willkommen in der Wirtschaftsinitiative FrankfurtRheinMain! Was sollte man über die Süwag wissen?

Coenen: Die Süwag gibt es seit etwas mehr als 20 Jahren, die Wurzeln reichen über 100 Jahren zurück. Wir haben also eine lange Historie im Gepäck. Entstanden ist die Süwag durch den Zusammenschluss von fünf verschiedenen Regionalversorgern, an denen RWE beteiligt war. Süwag ist ein Kunstname. Wir haben im Frankfurter Stadtteil Höchst unseren Hauptsitz, nutzen hier zwei moderne Gebäude direkt am Main. Mehr als 1.000 unserer insgesamt 1.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in der Region Rhein-Main tätig. Von unseren Vorgängergesellschaften her haben wir einen Versorgungsauftrag für Gebiete in vier Bundesländern – neben Hessen auch in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und dem unterfränkischen Teil von Bayern.

Unsere Erfahrungen bringen wir in drei Geschäftsbereichen ein, die unter dem Dach der Süwag gebündelt sind. Da ist einmal das Netz – wir betreiben Strom- und Gasnetze in den Regionen, in denen wir eine Konzession haben. Der zweite Bereich ist der Vertrieb. Zu unseren Strom- und Gastarif-Kunden zählen Privathaushalte sowie Gewerbekunden in ganz Deutschland, auch außerhalb unserer Netzgebiete. Rund 850.000 Kunden sind es insgesamt. Das dritte Tätigkeitsfeld wird von unserer Tochtergesellschaft „Grüne Energien und Wasser" abgedeckt. Das Grüne liegt in unserer DNA. 16 Wasserkraftwerke gehören zur Süwag, die tatsächlich teilweise über 100 Jahre alt sind. Ergänzt werden sie mittlerweile durch zwei Onshore-Windparks. Daneben zählen auch noch Quartierkraftwerke oder komplette Wärme- und Stromlösungen für Haushalte zum grünen Portfolio.

Wer sind Ihre Wettbewerber?

Schuler: Das ist einfach erklärt. Wir sind ja bundesweit unterwegs und haben dadurch relativ viele Marktbegleiter auf der Strom- und Gasseite – regionale wie überregionale Player. Wenn Sie auf Check24 oder Verivox schauen, finden Sie den Süwag-Tarif neben dem Mainova-Tarif oder dem Tarif eines Berliner oder Münchner Unternehmens. Der Bereich der Strom- und Gasnetze ist dagegen ja reguliertes Geschäft, da gibt es immer nur einen Betreiber. Über die Netzkonzessionen sprechen wir mit den Kommunen.

Das Energiegeschäft ist für alle Beteiligten sehr komplex und dynamisch geworden. Und das nimmt stetig zu. Die Themen Versorgungsauftrag, Versorgungssicherheit und Seriosität spielen heute eine extrem große Rolle. Ein regionales Unternehmen, das auf eine solche Historie und Erfahrungen wie wir zurückblickt, kann per se eine ganz andere Seriosität und Sicherheit ausstrahlen. Das ist ein echter Pluspunkt und unterscheidet uns deutlich von anderen Anbietern. Wir sind anfassbar, man kennt uns bereits aus den Altunternehmen. Diesen hohen Bindungsfaktor versuchen wir in unseren Produkten, in einer sehr leidenschaftlichen Kommunikation und in Transparenz gegenüber den Kunden auszudrücken. Nicht umsonst lautet unser Markenversprechen „Meine Kraft vor Ort".

Welche Bedeutung hat „FrankfurtRheinMain" für die Süwag?

Coenen: Insgesamt versorgen wir über unsere Netze rund 1,8 Millionen Einwohner mit Strom und Gas, der allergrößte Teil lebt hier in FrankfurtRheinMain, etwa im Hochtaunuskreis oder Main-Taunus-Kreis. Hier liegt ganz klar unser Schwerpunkt. Was die Region für uns darüber hinaus besonders macht, ist die wachsende Nachfrage nach Netzleistungen. Stichwort: Rechenzentren. Rechenzentren brauchen zunächst ein geeignetes Grundstück. Und sie brauchen Leistung aus dem Stromnetz. Das ist genau unser Kerngeschäft. Wir erstellen für Rechenzentren Machbarkeitsstudien, schließen sie an das Netz an, versorgen sie mit Zusatzleistungen für das innerbetriebliche Stromnetz und idealerweise bekommen sie von uns auch einen Stromliefervertrag. Frankfurt ist der größte Datenknotenpunkt in Europa. Und Rechenzentren wollen sehr nah an diesem Knotenpunkt sein, um ihren Kunden eine schnelle Datenübertragung bieten zu können. Wir haben derzeit Anfragen von Rechenzentren in der Größenordnung von mehr als 2.500 MVA, Megavoltampere, die allein an die Süwag gestellt werden. Zum Vergleich: Frankfurt hat in der Stromspitze eine Leistung von 700 MVA. Wir haben aktuell also eine mehr als dreimal so hohe Nachfrage nach zusätzlicher Leistung, wie sie aktuell in Frankfurt vorhanden ist. Rechenzentren sind attraktiv für den Standort, aber sie sind auch sehr energieintensiv. Hier kommt dann, wo es möglich ist, ein Grünstromvertrag ins Spiel. Und wir unterstützen natürlich auch beim Thema Abwärme. In diesem Zusammenhang planen wir in Hofheim-Marxheim sogar ein eigenes Rechenzentrum.

Schuler: FrankfurtRheinMain ist eine leistungsstarke Region mit Innovationscharakter. Das heißt: Wir brauchen nachhaltige Kundenlösungen. Elektromobilität und Ladeinfrastruktur sind wichtige Punkte. Auch dafür sind wir der richtige Ansprechpartner – egal, ob es ob um die Wallbox zu Hause oder Ladesäulen im Gewerbebereich geht. Ein Geschäftsfeld, das mehr und mehr boomt. Schließlich soll es bis 2030 15 Millionen E-Fahrzeuge geben. Wir sehen uns zudem als Unternehmen, das Elektromobilitätslösungen auch mal anders denkt. Kennen Sie „Frank-e"? So heißt unsere Elektroroller-Initiative, die wir 2019 gestartet haben. Nicht zu verwechseln mit E-Scootern. Der Frank-e ist ein richtiger Roller, auf dem man sitzt, den man nur mit Helm fahren darf, der in Parkzonen abgestellt werden muss. In Frankfurt haben wir begonnen, hier fahren aktuell mehr als 150 Roller. Mittlerweile haben wir über 400 Fahrzeuge bundesweit im Einsatz – unter anderem in Wiesbaden, Mainz, Bad Homburg und Neuwied, seit Neuestem auch in Freiburg. Über 7.000 Kunden sind bereits mehr als 130.000 Kilometer mit unseren E-Rollern gefahren. Wir werden das definitiv weiter ausbauen.

Coenen: Das Thema Frank-e zahlt voll auf unsere Strategie ein. Grüner, kommunaler, digitaler – so wollen wir die Zukunft gestalten und Lebensqualität in die Region liefern. Der Elektroroller stößt kein CO2 aus. Er dient den Bürgerinnen und Bürgern dazu, in ihrer Stadt von A nach B zu kommen. Und die Abwicklung funktioniert komplett digital über eine App. Zusätzlich zahlt das Projekt auf das Thema Sharing ein – Dinge teilen und andere an den Ressourcen teilhaben lassen. Insofern sind wir sehr froh, dass das Projekt so gut angenommen wird und inzwischen sogar einen positiven Deckungsbeitrag liefert.

Kundenwünsche und Märkte verändern sich. Neben Rechenzentren und Elektromobilität: Gibt es weitere Trends und Entwicklungen, denen Sie mit Ihrem Angebot Rechnung tragen?

Schuler: Ja, die Frage nach bezahlbarem Wohnraum treibt uns um – gerade in FrankfurtRheinMain ein großes Thema. Da sind wir schnell bei Quartierkraftwerken. 70 Stück haben wir bundesweit errichtet. Gemeinsam mit Kommunen und Bauträgern bezahlbaren Wohnraum mit intelligenten Energiekonzepten zu entwickeln, darum geht es uns hier. So versorgen wir etwa in Kelsterbach 180 Reihenhäuser mit einem Blockheizkraftwerk. Dort ist die Möglichkeit gegeben, fast autark Strom zu produzieren und zu verbrauchen. Ein Elektro-Carsharing-Modell mit Ladeinfrastruktur konnten die Bewohner ebenfalls nutzen. In einem Pilotprojekt haben wir für interessierte Bewohner mit der vorhandenen Smart-Meter-Infrastruktur flexible Stromtarife angeboten. Damit können Bewohner in Zeiten überschüssiger Stromproduktion im Quartier durch einen niedrigeren Stromtarif Kosten einsparen.

Was muss passieren, um die Energiewende zu schaffen und den Energiebedarf der Zukunft abdecken zu können? Was tut die Süwag konkret?

Coenen: In den nächsten Jahren werden wir mehr als 150 Millionen Euro in unsere Netze investieren, um die Substanz zu verbessern und zusätzliche Kapazitäten zu ermöglichen. Wir investieren in regenerative Energie und modernisieren unsere Wasserkraftwerke. Was erwarten wir hier von der Politik? Da geht es vor allem um die richtigen Rahmenbedingungen, damit wir den grünen Strom auch dorthin transportieren können, wo wir ihn benötigen. Grüne Energieformen sind mittlerweile wettbewerbsfähig, was das Preisniveau angeht. Allerdings sind das in der Regel Windparks an der Nord- oder Ostsee. Der Strombedarf besteht aber nicht an der Küste, sondern in Frankfurt oder Stuttgart. Und dafür benötigen wir neue Hochspannungsleitungen und Infrastrukturmaßnahmen – und die Unterstützung der Politik mit Blick auf zuverlässige Zeitpläne und klare Kriterien. Wir haben zwei gut funktionierende Windparks, bei denen auch die Bürger beteiligt sind. Wir würden gerne noch viel mehr regenerative Energie erzeugen. Nur leider fehlt es da eben oft am Willen der Politik oder der Akzeptanz in der Bevölkerung.

Was erwarten Sie als neues Mitglied von einem regionalen Unternehmernetzwerk wie der Wirtschaftsinitiative?

Schuler: Wir wollen noch besser verstehen: Welche energiewirtschaftlichen Themen bewegen die Region? Wo können wir als Süwag mit unserem Know-how unterstützen, wo Kooperationen bilden und wie den Innovationscharakter der Rhein-Main-Region gemeinsam weiterentwickeln? Das erhoffen wir uns von einem intensiven Austausch in der Wirtschaftsinitiative.

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Zu den Personen

Das Vorstandsteam der Süwag Energie AG setzt sich aus zwei Mitgliedern zusammen: Dr. Markus Coenen ist für die Ressorts Finanzen, Einkauf, Netz, Recht, Revision und IT verantwortlich. Mike Schuler leitet die Ressorts Vertrieb, Erzeugung, Strategie, Personal und Kommunikation.

Dr. Markus Coenen bekleidet seit 2016 das Vorstandsamt bei der Süwag. Zuvor war der promovierte Diplom-Kaufmann 18 Jahre lang bei der RWE AG in verschiedenen Führungspositionen tätig, zuletzt als Leiter der Konzern-Finanzen.

Mike Schuler ist seit 2013 Mitglied des Süwag-Vorstandes. Vorherige Tätigkeiten führten den Diplom-Kaufmann unteranderem zur N-ERGIE AG, wo er verschiedene Leitungsfunktionen innehatte. Zudem war er Leiter Vertrieb Geschäftskunden bei RWE Vertrieb Dortmund und Sprecher der Geschäftsführung der Süwag Vertrieb AG & Co. KG.

Fotos © Süwag Energie AG

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